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Terraristik

Die Terraristik ist die Pflege und Zucht von Reptilien, Amphibien und Kleinsäugern in einem künstlich nachgebauten Lebensraum. In einem Terrarium, Paludarium oder auch in größeren Gehegen werden dazu die natürlichen Umweltbedingungen der Tiere möglichst naturnah nachgeahmt. Das künstliche Biotop soll den Tieren ein artgerechtes Leben und arttypische Verhaltensweisen ermöglichen.
Zu den bekanntesten Terrarientieren gehören Schlangen, Echsen und Frösche. Es werden aber auch Insekten wie Gottesanbeterinnen, Stabheuschrecken und verschiedene Käfer, sowie Vogelspinnen, Skorpione, Asseln und Tausendfüsser gehalten. Da die Lebensansprüche dieser verschiedenen Tiere sehr vielfältig sind, gibt es auch verschiedene Typen von Terrarien, bei denen die Temperatur, Temperaturführung und Luftfeuchtigkeit an die Lebensansprüche der jeweiligen Pfleglinge angepasst sind. Innerhalb des Terrarium gibt es wärmere und kühlere Bereiche oder euch trockenere und feuchtere Zonen, zwischen denen die Tiere wechseln können.
Für die Pflege von Terrarientieren ist eine möglichst genaue Kenntnis ihrer Verhaltensweisen, ihrer Lebensansprüche und ihres natürlichen Lebensraums notwendig, damit ein ausreichend großes Terrarium gemäß den Ansprüchen der Tiere eingerichtet werden kann. Zusätzlich sind Kenntnisse über geignetes Futter und gegebenenfalls auch über Futterzuchten unverzichtbar.

Gut zu wissen!

Gehege für Griechische Landschildkröten

Ausschnitt aus einem Freilandgehege für Griechische Landschildkröten.
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Vor der Anschaffung eines Tieres ist Einiges zu bedenken.
Manche Terrarientiere können zum Beispiel sehr alt werden. Schlangen, Echsen und Vogelspinnen leben bis zu 20 Jahre. Einige Schildkröten werden sogar über 40 Jahre alt und können ihren Halter überleben. Ihre Pflege ist eine lebenslange Aufgabe und sollte darum nur gut überlegt erfolgen.
Auch ist die Pflege mancher Arten aufwendig und kostspielig. Einige Reptilien können auf Grund ihrer Größe nicht dauerhaft im handelsüblichen Terarrarien gehalten werden. Sie brauchen recht große Gehege, die mit Lampen, Bodenheizung und naturnaher Einrichtung ausgestattet sind. 1 bis 2 ausgewachsene Köhlerschildkröten brauchen z. B. etwa 10 Quadratmeter Fläche. Für die Haltung von 1 bis 2 Pantherschildkröten sollten mindestens 16 Quadratmeter in einem gut strukturierten Gehege zur Verfügung stehen. 1 oder 2 Grüne Leguane benötigen etwa 4 Quadratmeter und Klettermöglichkeiten bis in 2 Meter Höhe. Die Tiere in einem kleineren Terrarium zu halten und ihnen gelegentlich "Auslauf" in der Wohnung zu ermöglichen ist nicht artgerecht.
Junge Wasserschildkröten können für ein bis zwei Jahre in Terrarien gepflegt werden. Für die ausgewachsenen Wasserschildkröten ist aber später ein 1,5 Quadratmeter großer Wasserteil pro Tier erforderlich und ein Landteil zum Sonnen. Ohne einen kleinen Teich sind die Lebensansprüche dieser Tiere auf Dauer darum nicht zu erfüllen.
Für manche Arten gibt es eine Melde- und Kennzeichnungspflicht (z. B. für Europäische Landschildkröten). Die Haltung von giftigen Tieren muss überall angemeldet werden und die Haltung einiger Arten ist in manchen Bundesländer gänzlich untersagt (Gefahrentierverordnung). Die Regelungen unterscheiden sich in den Bundesländern. Es ist darum wichtig, sich vor der Anschaffung ein Terrarientiers über die gültigen Richtlinien am Wohnort zu informieren.
Außerdem sind tierschutz-, artenschutz- und naturschutzrechtliche Regelungen zu beachten.

Wüstenterrarien

Terrarium für Stachelschwanzskinke

Terrarium für Stachelschwanzskinke.
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Ein Wüstenterrarium ist sehr warm und trocken und braucht viel Licht. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 35 bis 40 %. Tagsüber beträgt die Temperatur meist 26 bis 35 °C, unter Spots sogar 40 bis 50 °C. Die Tiere haben die Möglichkeit den Abstand zu den wärmenden Lampen selbst zu wählen, auf beheizten Steinen zu ruhen oder beschattete Bereich aufzusuchen. Nachts wird die Temperatur abgesenkt und ist etwa 10 °C kühler.
Für manche Tiere wird die Temperatur im Winter auf Zimmertemperatur oder noch tiefer - auf 10 - 15 °C abgesenkt - und die Beleuchtungsdauer verkürzt.
Solche Terrarien wachsen nur wenige Pflanzen oder sie sind nur mit Steinen und Hölzern dekoriert. In Wüstenterrarien leben zum Beispiel Siedleragamen (Agama agama), Bartagamen (Pogona sp.), Halsbandleguane (Crotaphytus collaris), Wüstenkrötenechsen (Phrynosoma platyrhinus), Leopardgeckos (Eublepharis macularius), Westliche Hakennasennattern (Heterodon nasicus), Keniasandboas (Eryx colobrinus loveridgei), Felsenklapperschlangen (Crotalus lepidus klauberi), Hornvipern (Cerastes cerastes) oder Wüstenskorpione (z. B. Hadogenes, Androctonus, Opisthophthalmos etc.).

Savannenterrarien und halbtrockene Terrarien

Terrarium für Köhlerschildkröten

Gehege für Köhlerschildkröten.
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Temperaturen und Luftfeuchtigkeit schwanken in halbtrocknen Terrarien im jahreszeitlichen Rhythmus. Im Sommer liegen die Temperatur zwischen 25 und 30 °C, lokal unter Spots bis 40 °C. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 50 bis 60%. Während der Regenzeit ist es etwas kühler (25 °C) und die Luftfeuchtigkeit steigt durch die Beregnung auf 90 %. Im Winter kann bei einigen Arten die Temperatur auf 10 bis 15 °C sinken und die Luftfeuchtigkeit liegt dann bei etwa 60 %.
Zu den Tieren, die in solch einem Terrarium gepflegt werden, gehören Leopardgecko (Eublepharis macularius), Rollschwanzleguan (Leiocephalus carinatus), Nashonleguan (Cyclura cornuta), Texas Stachelleguan (Sceloporus olivaceus), Grüner Riedfrosch (Hyperolius fusciventris), Türkisfarbener Gelbkopfgecko (Lygodactylus luteopicturatus), Dreiecksnatter (Lampropelts triangulum) und Dreifarben Hakennasennatter (Lysotrophis pulcher).

Waldterrarien und halbfeuchte Terrarien

Terrarium mit Vogelspinne

Terrarium für eine Chile-Vogelspinne
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Die Temperatur liegt zwischen 20 und 25 °C. Lokal unter einem Spot kann sie bis 30 °C steigen. Die Luftfeuchtigkeit beträgt 50 bis 70%. Die Terrarien sind oft dicht und abwechslungsreich bepflanzt.
Solche Terrarien leben zum Beispiel Rotkehlanolis (Anolis carolinensis), Grüner Leguan (Iguana iguana), Malachit-Stachelleguan (Sceloporus malachiticus), Jemenchamäleon (Chameleon chalyptratus), Palmen-Taggecko (Phelsuma dubia), Kornnatter (Elaphe guttata), Schönnatter (Elaphe taeniura), Erdnatter (Elaphe obsoleta) und Grasnatter (Opheodrys spec.).
Bei Pflanzenfressern wie dem Grünen Leguan wird die Bepflanzung meist gefressen. Pflanzen zur Dekoration sollten darum außerhalb der Reichweite der Tiere angebracht werden. Möglich wäre zum Beispiel das Fixieren von Pflanzgefäßen an der Wand oder die Verwendung von Ampeln oder "Hanging Baskets".

Regenwaldterrarium

Baumsteigerfrosch im Terrarium

Baumsteigerfrosch
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Diese Terrarien sind warm und sehr feucht. Die Temperatur liegt tagsüber zwischen 20 und 30 °C und nachts etwa 5 °C niedriger. Die Luftfeuchtigkeit schwankt zwischen 70 und 100%. Regenwaldterrarien sind dicht bepflanzt und beherbergen zum Beispiel Grüne Baumpythons (Morelia viridis), Buntleguan (Polychrus peruvianus), Kubanisches Chamäleon (Anolis barbatus), Geckos und Frösche (z. B. Dendrobates azureus, Phyllobates terribilis).

Aquaterrarium oder Paludarium

Aquaterrarium mit Wasserteil

Paludarium mit Wasserteil im Vordergrund
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Ein Aquaterrarium oder Paludarium ist ein feuchte Terrarien mit einem großen Wasserteil, der ca. 2/3 der Fläche einnimmt. Je nach Tierart kann es warm oder kalt sein.
Ideal ist so ein Terrarium für Wassernattern (Natrix, Thamnophis sirtalis), Stirnlappenbasilisken (Basiliscus plumifrons), Wasseragamen (Physignathus cocincinus), Molche, Unken und Mangrovenkrabben.
Die Einrichtung kann je nach den Bedürfnissen der Tiere aus einen trockenen Landteil mit Sand und Steinen bestehen oder eine üppige Bepflanzung sein.

Quellen

ZZF (2012): Die Deutschen begeistern sich für Heimtiere

ZZA-online (2017): Zahl der Heimtiere in Deutschland 2017

ZZA-Online (2017): Lebenserwartung von Terrarientieren